Tagtäglich entstehen Situationen, in denen Menschen sich entscheiden müssen. Diese Entscheidungen laufen zum Teil unbewusst ab und sind Teil der täglichen Routine. Häufig sind sie weniger bedeutsam oder stellen insofern keine echten Entscheidungssituationen dar, als dass es egal ist, welche Variante gewählt wird, da das Ziel doch das Gleiche ist.
Es gibt aber auch Entscheidungssituationen, die für das weitere berufliche und/oder persönliche Leben einer Person von sehr hoher Bedeutung und Tragweite sind oder sein können. Entscheidungen können dabei ganz unterschiedlich gelagert sein. Typische Entscheidungssituationen sind zum Beispiel die:
- Entscheidung für oder gegen eine Alternative
- Auswahl von zwei Alternativen (wird Alternative A gewählt, kann B nicht gewählt werden)
- Entscheidung für eine Alternative impliziert gleichzeitig einen Verlust (wird eine Alternative gewählt, muss etwas anderes aufgegeben werden)
Gleichzeitig werden Entscheidungen unter bestimmten Unsicherheitsaspekten getroffen, d.h. nicht immer sind alle Aspekte und möglichen Folgen bekannt oder können vorhergesehen werden. Demzufolge sind Entscheidungen häufig auch mit Risiken verbunden, die identifiziert und in der Regel nach Eintrittswahrscheinlichkeit und -intensität bewertet werden müssen. Kurzum, das Treffen von Entscheidungen ist häufig eine schwierige Angelegenheit. Es gibt einige Techniken, die helfen können, etwas Klarheit in den Entscheidungsprozess zu bekommen. Wir stellen einige davon heute vor.
Pro- und Contra-Liste
Die einfachste und am weitesten verbreitete Unterstützungsmöglichkeit ist das Aufstellen einer Pro- und Contra-Liste. Diese eignet sich dafür, wenn nicht klar ist, ob man sich für oder gegen eine Alternative entscheiden soll. So kann es hilfreich sein, alle Punkte zu notieren, die dafür und dagegen sprechen. Wenn man abschließend die bedeutsamsten Gründe auf jeder Seite markiert, bekommt man schon einen ersten Überblick.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass nach Erstellung der ersten Liste, die jeweils wichtigsten Punkte in eine neue Liste übertragen werden. Dieses Ausschlussverfahren wird so oft ausgeführt, bis auf jeder Seite nur noch der wichtigste Grund für und gegen eine Alternative steht. Daraufhin wird die Entscheidung getroffen.
Mindmap
In der Mindmap-Technik werden wie in einer Landkarte, ausgehend vom Entscheidungsproblem alle Punkte notiert, die in irgendeiner Form mit dieser Entscheidung in Verbindung stehen, das können Gründe, Pros und Contras sein, eventuelle Konsequenzen aus einer Entscheidung. Schritt für Schritt entsteht eine Karte mit zahlreichen Verbindungen und Verästelungen, die die Entscheidungssituation darstellen. Auch hier können die Relevantesten markiert werden.
Anschließend wird das ganze System aus einer Metaposition heraus betrachtet. Das bedeutet, man positioniert sich so, dass man die Mindmap mit einigem Abstand möglichst objektiv betrachten und bewerten kann. Sukzessive kann sich eine Entscheidung finden lassen.
Nutzwertanalyse
Dieses Verfahren dient dazu, Entscheidungen zwischen zwei oder mehr (vergleichbaren) Alternativen vorzubereiten. In Bezug auf die Entscheidungssituation werden einige, ca. 7 – 10, Entscheidungskriterien untereinander notiert. Jedem Kriterium wird je nach subjektiv wahrgenommener Wichtigkeit ein Wert zwischen 1 (nicht wichtig) und 10 (sehr wichtig) zugewiesen. Das ist der Gewichtungsfaktor. Anschließend werden die Entscheidungsalternativen nebeneinander und neben die Kriterien notiert, so dass für jede Alternative beurteilt werden kann, inwieweit auf einer Skala von 1 (nicht wichtig) und 10 (sehr wichtig) das jeweils betrachtete Kriterium bei der Alternative ausgeprägt ist. Dieser Wert wird mit dem Gewichtungsfaktor multipliziert und für jede Alternative-Kriterium-Kombination notiert. Abschließend werden alle erreichten Punkte für die einzelnen Alternativen addiert. Das Ergebnis ist eine nach Entscheidungskriterien bemessene Rangfolge der Alternativen. Die Wahl sollte demnach auf die Alternative mit der höchsten Punktzahl fallen.
Münzwurf
Eine ganz einfache Methode ist der Münzwurf. Sie eignet sich bei der Entscheidung für oder gegen eine Alternative oder zwischen zwei Alternative. Dementsprechend werden Kopf und Zahl zugewiesen.
Man würft eine Münze und je nach vorheriger Zuordnung, wählt man die auf Kopf oder Zahl zutreffende Alternative. Merkt man allerdings, dass das Ergebnis des Münzwurfes und die damit feststehende Wahl ein ungutes und unbefriedigendes Gefühl verursachen, fällt die Entscheidung auf die andere Alternative.
Szenario-Technik
Auch diese Technik eignet sich für die Entscheidungsfindung zwischen Alternativen oder für die Wahl einer bestimmten Alternative.
Dabei stellt man sich zum Bespiel eine (möglichst persönliche und realistische) Situation vor und suggeriert für sich, wie es ist, wenn Alternative A oder B erfüllt ist bzw. wie es ist, wenn eine Alternative gewählt und nicht gewählt wurde. Diese Vorstellung soll einige Zeit dauern. Die Person fühlt sich in die Situation hinein und prüft, wie es sich jeweils anfühlt. Hierbei geht hauptsächlich um das Unbewusste, um das, was Herz und Bauch wahrnehmen. Es ist hilfreich, in diesem Szenario zu verweilen, in sich hineinzuspüren, wie es sich anfühlt, wo sich das Gefühl befindet, was man außerdem wahrnimmt (hört, schmeckt, riecht), welche Impulse ausgelöst werden, welche Bewegungen man machen möchte usw. Das erfordert etwas Übung, ggf. auch Anleitung durch einen Coach, kann jedoch sehr hilfreich sein und ganz neue, auch nicht rational begründbare, Aspekte zutage befördern.
Coaching
Ausgebildete Coaches kennen häufig Prozesse, die durchgeführt werden können, um Entscheidungen zu treffen, wobei vor allem unbewusste Prozesse das ausschlaggebende Kriterium sind. Es ist beachtenswert, dass lediglich 1/8 des Seins und Wahrnehmens rational gesteuert ist, die übrigen 7/8 finden im inneren Kern und im Unbewussten statt. Diese 7/8 wissen häufig schon ohne Kopf und Verstand, welche Entscheidung die richtige ist. Wichtig ist auch, vernünftige Entscheidungen sind nicht unbedingt die richtigen Entscheidungen. Coaching-Prozesse (vorteilhaft mit einer Trance-Komponente) können hier viel Klarheit bringen.
Bei allen Entscheidungen müssen Kopf (Verstand), Herz (Gefühl) und Bauch (Intuition) harmonieren, wobei der Bauch in der Regel die höchste Gewichtung haben sollte. Das sog. Bauchgefühl muss stimmen und, anders es der Verstand es oft suggeriert, Bauch und Herz täuschen sich nie.