Im Jahr 2013 starteten 77 Prozent der Gründer allein, d.h. ohne Geschäftspartner oder Mitarbeiter. Je nachdem, wie schnell sich das junge Startup auf dem Markt etabliert und gute Fahrt aufnimmt, sind das damit verbundene Volumen an Aufgaben und Funktionen häufig nicht mehr im Alleingang durch den Gründer zu bewältigen.
Dann wird es an der Zeit, dass sich der Unternehmer Unterstützung in Form von Angestellten sucht. Dies ist oft ein sehr großer Schritt für junge Unternehmen, weil sie häufig und auch bei guten Prognosen über eine unsichere Auftragslage, über geringe finanzielle Ressourcen und wenig Erfahrung im Umgang mit Mitarbeitern verfügen.
Wir widmen uns heute daher dem Thema, wie es möglich wird, auch bei geringen finanziellen Mitteln loyale und motivierte Mitarbeiter zu beschäftigen. Dazu haben wir zunächst folgende Grundformel aufgestellt:
Loyalität + Motivation = Leistungslust
Loyalität meint eine ehrliche und aufrichtige Gesinnung oder Verhaltensweise gegenüber eine Person oder einer Sache. Motivation lässt sich beschreiben als das Vorhandensein von Beweggründen für ein bestimmtes Verhalten, ein Ansporn oder eine Triebfeder.
Diese beiden Attribute Loyalität und Motivation führen, wenn sie bei Mitarbeitern in einem hohen Maß vorhanden sind, dazu, dass diese sich ehrlich für das Unternehmen und seinem Wachstum einsetze und bereit sind, ihre Leistungsvermögen und ihre Leistungsfähigkeit dafür einzusetzen. Dazu bedarf es nicht unbedingt eines hohen Gehalts, auch eine gute Mitarbeiterführung, die Wirkung der Gründerperson auf die Mitarbeiter, wenn sich die Leidenschaft für die gemeinsame Sache überträgt oder nicht-monetäre Anreize können diese Loyalität und Motivation entwickeln, erhalten und stärken, denn es handelt sich hierbei auch im höchst sensitive Werte, die zu keinem Zeitpunkt statisch sind, sondern stets in Bewegung.
Intelligent einstellen
Grundsätzlich ist es möglich, sich einen Top-Spezialisten im Vollerwerb für das eigene Unternehmen einzukaufen, der die finanziellen Reserven des Unternehmens in einem Quartal aufgezehrt hat. Vielmehr scheint es angebracht, den Bedarf an Unterstützung sowohl in fachlicher und zeitlicher Hinsicht genau zu definieren. So kann es für den Anfang ausreichen, eine Personalkraft für 10 Stunden pro Woche ggf. sogar befristet einzustellen und diese Arbeitszeit sukzessive zu erhöhen. Je nach Art und Weise können auch Praktikanten- oder Studenten- bzw. Werkstudentenstellen geschaffen werden.
Das Jobcenter, die Agentur für Arbeit sowie der Europäische Sozialfonds (ESF) bieten auch zahlreiche Fördermöglichkeiten für die Personalkosten unterschiedlichster Arbeitnehmer. Haben sich die Mitarbeiter bewährt können weitere finanzielle Incentives wie gewinn- oder umsatzanhängige Boni, geringe finanzielle Zugaben wie Tankgutscheine, monatliche Leistungsvergütungen oder gar Firmenanteile zum Tragen kommen.
Auf diese Weise können intelligente Arbeitsverhältnisse geschaffen werden, die dazu führen können, dass leistungsfähige und motivierte Mitarbeiter langfristig für das Unternehmen rekrutiert werden.
Nicht-monetäre Anreize schaffen
Menschen, die ein Arbeitsverhältnis in einem Gründungs- oder Jungunternehmen eingehen, wissen natürlich auch im die Besonderheiten eines solchen Unternehmens und die Chancen wie Risiken, da damit für sie als Arbeitnehmer verbunden sind.
Es gibt zahlreiche Menschen, für die sind finanzielle Anreize im Beruf zweitrangig, da sie nach einer anderen Art der beruflichen Erfüllung streben. Dies kann in der Lust auf neue Erfahrungen und Herausforderungen im Aufbau eines jungen Unternehmens liegen, in der Übernahme von Verantwortung, in der Selbstverwirklichung durch freigestaltbare Arbeitsplätze und Prozesse, im Erhalten von Anerkennung, der Zugehörigkeit zu Kollegen oder einer bestimmten sozialen Gruppe oder durch die Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit flexibel zu gestalten. Die Facetten sind sehr zahlreich. Mit Blick auf Maslow’s Bedürfnispyramide können sie überall in den Ebenen drei (soziale Bedürfnisse) bis fünf (Selbstverwirklichungsbedürfnisse) verborgen liegen.
Wichtig ist es für die jeweiligen Arbeitgeber, diese Anreize bei den jeweiligen Mitarbeitern so genau wie möglich herauszubekommen, um diese im Laufe der Beschäftigung auch regelmäßig bedienen zu können. Trifft man die Mitarbeiter mit nicht-finanziellen genau bei ihren Bedürfnissen ist die Wirkung weitaus höher und langfristiger als jede Gehaltserhöhung, gleichwohl eine faire Bezahlung an dieser Stelle nicht infrage gestellt wird.
Leidenschaft aufbauen
Im Optimalfall kann der Unternehmer seine Leidenschaft für das Unternehmen, seine Vision und seine Produkte auf die Mitarbeiter übertragen. Dann brennt der Mitarbeiter für eine gemeinsame Sache, was einen zusätzlichen Motivations- und Leistungsschub auslösen kann. Auch Phasen der Rückschläge oder Stagnation können die Leidenschaft und die Solidarität mit dem Gründer zum Erhalten dieser Leistungslust beitragen.
Da auch Gründer und Jungunternehmer Menschen mit Schwächen sind, kann ein loyaler und motivierter Mitarbeiter auch dazu beitragen, dem Unternehmer eine Stütze zu sein, wenn dieser Mal den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Mitarbeiter, die einem Unternehmen in einer frühen Start-Phase beitreten langfristig zu wichtigen Personen, Vertrauten und Weggefährten des Unternehmers werden, auch ohne an dessen Ast zu sägen.
Versprechen halten
Zahlreiche Mitarbeiter sind bereit, für eine gewisse Zeit, gemeinsam mit dem Gründer eine gewisse Durststrecke im Unternehmen zu überstehen, wenn sie davon überzeugt sind, dass sich sowohl Arbeitszeit, Aufgabenlast und Entlohnung ab einem gewissen Zeitpunkt ‚normalisieren‘. Das erfordert ein enormes Vertrauen der Mitarbeiter, in die Fähigkeiten des Unternehmers und in die Tragfähigkeit des Geschäftsmodels.
Um dieses nicht zu gefährden ist es unbedingt erforderlich, den Mitarbeitern offen, fair und ehrlich gegenüber zu treten und, sobald es die Situation im Unternehmen zulässt, die erhaltenen Vorschüsse gegenüber den Mitarbeitern einzulösen und Versprechen oder Zusagen einzuhalten